Die Nieren

Das Hochleistungsorgan Niere

Jeder Mensch hat normalerweise zwei Nieren, die jeweils nur 100g wiegen aber trotzdem wahre Hochleistung vollbringen. Jede Niere enthält etwa eine Millionen Nephrone. Das sind sehr kleine Filtereinheiten, in denen entgiftet und entwässert wird. Alle Nephrone zusammen produzieren in 24 Stunden circa 180 Liter Primärharn. Das ist kaum zu glauben, denn am Ende scheiden wir nur circa 1 % davon aus, nämlich 1,8 Liter. Der Rest (99%) wird in dem komplizierten Röhrensystem der Nieren wieder zurückgenommen. Dies ist nur eine Teilaufgabe der Nieren. Die Nieren sind auch dafür verantwortlich das die Konzentrationen von verschieden Stoffen im Körper konstant bleiben, indem sie mal mehr oder

Modell einer Niere

Modell einer Niere

weniger dieser Stoffe mit dem Urin ausscheiden. Bei diesen Stoffen handelt es sich unter anderem um Elektrolyte (Natrium, Kalium,Calcium, Phosphat etc.), Medikamente oder Stoffwechselprodukte. Auch an der Steuerung des Säure- und Basenhaushaltes sind die Nieren beteiligt. Des weiteren regulieren sie den Blutdruck und die Blutbildung. Die Nieren produzieren Vitamin D3 und nehmen so Einfluss auf den Knochenstoffwechsel. So unterschiedlich wie die Aufgaben der Nieren sind, so unterschiedlich können die Symptome eines Nierenversagens sein. Je nachdem ob alle Funktionen
gleichzeitig ausfallen oder ob nur ein Teil, der vielfältigen Aufgaben der Nieren von der Funktionsstörung betroffen sind.

Warum kommt es zum Niereversagen ?
Die Gründe warum die Nieren versagen sind vielfältig. Häufig handelt es sich um andere Erkrankungen wir beispielsweise Bluthochdruck oder Diabetes mellitus (Zuckerkankheit), welche die Nieren schädigen und zum Nierenversagen führen.
Aber auch eigenständige Nierenerkrankungen wie Zystennieren oder Glomerulonephritis können die Leistung der Nieren schwächen oder gar ganz zum Erliegen bringen. Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis, sogenannte Autoimmunerkrankungen sind ebenfalls ein Grund für Nierenfunktionsverlust. Die Gründe für ein Nierenversagen herauszufinden, ist in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen die Aufgabe von uns Nephrologen. Egal welche Erkrankung dem Nierenversagen zu Grunde liegt, stets wird es unser Bestreben sein die Nierenfunktion so lange wie möglich zu erhalten und die Dialyse so lange wie möglich hinauszuzögern. Wenn es dann doch dazukommt dass ein Nierenersatzverfahren angewendet werden muss, so beraten wir Sie und Ihre Angehörigen und bereiten Sie intensiv darauf vor. Damit Sie den Beginn eines Nierenersatzverfahrens ohne Komplikationen, Probleme und Angst erleben.

Darum ist es notwendig, dass Sie bei einer bekannten chronischen Nierenerkrankung einen Nephrologen aufsuchen.

Was ist ein Nephrologe und womit beschäftigt er sich ?
Die Nephrologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin. So wie sich die Kardiologen mit Herzerkrankungen und die Pulmologen sich mit Lungenerkrankungen beschäftigen , beschäftigen sich die Nephrologen mit Nierenerkrankungen. Im Unterschied zu den Urologen interessieren wir Nephrologen uns für die Funktion der Nieren. Also für die Entgiftungs- und Ausscheidungsfunktion der Nieren und für alle weiteren Funktionen der Nieren. Von denen es eine ganze Reihe gibt. Diese können alle gleichzeitig ausfallen oder in unterschiedlichem Maße beeinträchtigt sein. So kommt es, dass Nierenfunktionsverluste sich bei jedem Patienten anders äußern können und dementsprechend auch ganz unterschiedlich behandelt werden müssen. Kein Patient ist wie der Andere, darum ist uns jeder einzelne auch wichtig.

Was erwartet Sie beim Besuch in unserer Praxis ?
Ihre Hausärztin, Hausarzt oder ein anderer Facharzt hat Sie zu uns überwiesen. Vor dem ersten Besuch in unserer Praxis brauchen Sie nicht aufgeregt zu sein. Bereits bei der Terminvereinbarung wird Ihnen gesagt dass es schön wäre, wenn Sie Laborbefunde der letzten zwei Jahre mitbringen können. Wenn Sie ältere Befunde haben, bringen Sie diese bitte ebenfalls mit. Des weiteren sind Krankenhausentlassungsberichte für uns wichtig. Auch Ihre aktuelle Medikation sollten Sie kennen oder Ihren Medikamentenplan mitbringen.

Zunächst führt einer aus dem Ärzteteam mit Ihnen ein ausführliches Anamnesegespräch. Dies dient dazu, relevante Vorerkrankungen von Ihnen zu erfahren und ein Bild von Ihrem individuellen Krankheitsverlauf zu erhalten. Aufgrund dieses Gespräches wird das weitere Vorgehen festgelegt und mit Ihnen besprochen. Meist wird eine körperliche Untersuchung und ein Ultraschall der Nieren und Blase durchgeführt. Anschließend erfolgt in der Regel eine Blutentnahme und Sie müssen Urin abgeben. Manchmal ist es notwendig dass wir 24-Stunden Sammelurin von Ihnen benötigen. Dazu erhalten Sie ein geeignetes Sammelgefäß von uns. Wichtig ist, dass der gesamte Urin von 24 Stunden gesammelt wird. Dazu gehen Sie bitte folgendermaßen vor:
Einen Tag bevor Sie die Sammelurinprobe in unserer Praxis abgeben sollen, gehen Sie ganz normal morgens nach dem Aufstehen auf die Toilette. Nach diesem Toilettengang sammeln Sie jeden Tropfen Urin in dem mitgegebenen Sammelgefäß. Das Sammelgefäß fasst ca. 2,5 l. Sollte Ihre Urinausscheidung mehr als 2,5 l in 24 Stunden betragen, lassen Sie sich gleich zwei Sammelgefäße geben oder Sie sammeln in einem anderen Gefäß, beispielsweise einem Eimer weiter. Wichtig ist, dass die gesamte Urinmenge einmal zusammen in einem Gefäß war und Sie aus dieser Gesamtmenge die Probe am Ende der Sammelphase abziehen. Diese endet am Morgen der Probenabgabe. Der Morgenurin nach dem Aufstehen kommt noch ins Sammelgefäß. Dann ist die Sammelphase beendet. Entnehmen Sie die Probe mit der von uns erhaltenen Spritze, notieren Sie die Gesamtsammelmenge und bringen die Probe zu uns. Meist ist dann noch eine Blutentnahme notwendig.

Welche unterschiedlichen Nierenersatzverfahren gibt es ?

Hämodialyse (HD)
Die Hämodialyse ist das in Deutschland am verbreitetsten und somit auch das bekannteste Nierenersatzverfahren. Diese Behandlung wird in der Regel in einem Dialysezentrum durchgeführt. Wenige Patienten führen die Dialyse selbst zu Hause als Heimdialyse durch. Bei der Hämodialyse wird dreimal wöchentlich das Blut mittels einer Maschine außerhalb des Körpers gereinigt. Die Behandlung muss drei Mal in der Woche für 4 bis 5 Stunden durchgeführt werden. Dabei wird das Blut des Patienten durch einen speziellen Filter, den Dialysator gepumpt. Im Dialysator werden die „Giftstoffe“, die sich bei einem hochgradigen Nierenversagen im Köper ansammeln, herausgewaschen. Nachdem das Blut durch den Dialysator geflossen ist und gereinigt wurde, wird es dem Patienten wieder zurückgegeben. Während einer Dialysebehandlung wird das Blut des Patienten immer und immer wieder durch den Dialysator gepumpt um möglichst eine effektive Entgiftung zu erreichen. Während der Behandlung können nicht nur Giftstoffe entfernt werden sondern es kann dem Körper auch Wasser entzogen werden. Denn wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten kann es sein, dass sie auch keinen Urin mehr produzieren und jeder Tropfen Flüssigkeit, den ein Patient zu sich nimmt im Köper bleibt. Das Wasser sammelt sich also langsam an und kann so zu einer gefährlichen unter Umständen lebensbedrohlichen Überwässerung führen. Dialysepatienten, deren Nieren keinen Urin mehr produzieren können, müssen mit der Aufnahme von Flüssigkeit sehr vorsichtig sein, sie dürfen am Tag nur ca. 500 bis 800 ml trinken. Auch die Flüssigkeit in Lebensmitteln wie Quark, Joghurt, Obst, Gemüse usw. zählen dazu.
Was die gesunden Nieren kontinuierlich über 24 Stunden an Leistung vollbringen, muss mit der Dialysemaschine in 4 bis 5 Stunden ersetzt werden.

Peritonealdialyse (PD) – Bauchfelldialyse  

Die Bauchfelldialyse kann ohne maschinelle Hilfe durchgeführt werden. Dabei wird als „Dialysator“ das körpereigene Bauchfell benutzt. Diese Form der Dialyse, die nicht so bekannt ist, ist ebenfalls sehr effektiv. Und steht der Hämodialyse nicht nach. Die Peritonealdialyse wird in der Regel nicht im Dialysezentrum durchgeführt. Der Patient  führt die Behandlung selbständig zu Hause durch. Für diese Form, die völlig unblutig verläuft, ist es notwendig, dass ein Kunststoffschlauch (PD-Katheter) in den Bauchraum implantiert wird. Dies geschieht in einer circa halbstündigen OP im Krankenhaus. Über diesen PD-Katheter werden 4 bis 5 mal am Tag  1,5 bis 2,0 Liter einer speziellen Dialyseflüssigkeit in den Bauchraum eingefüllt. Vorher wird die verbrauchte Dialyseflüssigkeit abgelassen. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der Patient nicht auf das Dialysezentrum angewiesen ist, dieses Dialyseverfahren deutlich kreislaufschonender ist und die Dialyse über einen längeren Zeitraum stattfindet. Zwischen dem Wechsel der Flüssigkeit, kann sich der Patient völlig frei bewegen.

Bei einer speziellen Form der Peritonealdialyse schließt sich der Patient am Abend an ein Gerät an. Dieses Gerät macht die Flüssigkeitswechsel dann automatisch. Für diese Form der PD kommen nicht alle Patienten in Frage.

 

Nierentransplantation (NTX)

Die Nierentransplantation ist ein weiteres Nierenersatzverfahren. Die Nierentransplantation kommt der normalen Nierenfunktion natürlich am nächsten und kann im günstigsten Fall die Funktion der kaputten Nieren voll ersetzen. Die Nieren , die transplantiert werden, stammen zum größten Teil von verstorbenen Menschen, die sich bereit erklärt haben ihre Organe zu spenden. Es gibt auch die Möglichkeit, dass ein gesunder Spender bereits zu Lebzeiten eine Niere spendet. Dies geht in Deutschland nur zwischen Verwandten oder Menschen, die eine enge Verbindung haben. Häufig spenden Eltern für ihre Kinder, Lebenspartner, Geschwister, aber auch gute Freunde. Diese Lebendspenden sind häufig notwendig weil die durchschnittliche Wartezeit auf eine Spenderniere zwischen 6 und 7 Jahren liegt.

Bei allen positiven Aspekten einer Nierentransplantation ist ein „völlig normales“ Leben auch nicht möglich. Nach der Transplantation müssen häufig lebenslang Medikamente eingenommen werden, welche die Abstossung des Spenderorgans verhindern sollen. Auch sind regelmäßige Untersuchung notwendig. Trotz alledem ermöglicht die Nierentransplantation von allen drei Nierenersatzverfahren die größtmögliche Unabhängigkeit.